Nun dauert es gar nicht mehr lange (nicht mal mehr eine Woche), bis die diesjährigen Schach-Landes-Einzel-Meisterschaften von Schleswig-Holstein starten. Veranstaltungsort ist diesmal das herrliche Ostseebad Eckernförde. Simone und ich starten dort in den selben Klassen, in denen wir schon ein Jahr zuvor in Büsum am Start waren (Simone im Hauptturnier, ich bei den Kandidaten).
Vor Ort in Eckernförde werden wir versuchen, die geneigten Interessierten aktuell auf dem laufenden Stand zu halten, bis dahin bitten wir noch um ein wenig Geduld...
Gruß
Simone & Timo
15.04.2011: Nur noch ein Tag bis Turnierbeginn, heute startet unsere Anreise ins Ostseeebad ...
16.04.2011: Alles bestens: die Ferienwohnung ist nett, das Wetter gut und zeitig sind wir bei der Anwesen-
heitsmeldung... Nach der Eröffnungszeremonie geht's auf zur 1. Runde...
1. Runde: Simone tritt gleich gegen das Kieler Schachtalent Philip Höger (TuS Holtenau) an, der immerhin eine DWZ von 1708 (Elo 1794) aufzuweisen hat. Ihr gelingt es mit Weiß, die Partie in ruhiger, geschlossenen Bahn verlaufen zu lassen. Das Ergebnis ist ein Remis nach 49 Zügen im Leichtfigurenendspiel.
Ein ordentlicher Auftakt für Simone gegen das Kieler Schachtalent!
Ich selbst bekam mit Schwarz den Kollmaraner Dr. Carsten Coldeway (DWZ 1835, keine Elo) zugelost, der zuvor in den Team-kämpfen der Bezirksliga Westküste an Brett 2 ein herausragend gutes Ergebnis erzielte!
Nach Zugumstellung (1. d4 c6 2. e4 g6 3. c4 d5 4. cxd5 cxd5 5. e5 Sc6 usw.) gelangten wir in eine Neben-Variante der Caro-Kann-Verteidigung. Mir gelang es, beim Übergang von der Eröffnung ins Mittelspiel das Läuferpaar (gegen das gegnerische Springerpaar) zu erhalten, doch da die Stellung lange Zeit sehr geschlossenen Charakter zeigte, konnte ich den "Vorteil" des Läuferpaares hier nicht umsetzen. Am Ende blieb nach 50 Zügen ein remisliches Bauernendspiel mit entsprechendem Ausgang...
Somit sind wir beide jeweils mit recht ordentlichen Partien (und Punkteteilungen) in unsere Gruppen gestartet. Mal sehen, wie es in der 2. Runde am Sonntag weiter läuft...
17.04.2011: Die 2. Runde brachte für Simone und mich die selben Ergebnisse wie die Auftaktrunde: Remis!
Simone spielte mit Schwarz Isländisch (das sog. Skandinavische Gambit) gegen den Lübecker Senior Jens-Peter Maly (DWZ 1626). Dieser ließ mit Weiß in der Eröffnung eine gute Gelegenheit aus, danach konnte Simone das Spiel aber ausgeglichen gestalten, so dass der Lübecker Senior mit dem 18. Zug ein Remisangebot unterbreitete, welches Simone in leicht passiver, aber solider Stellung sofort akzeptierte.
Ich selbst versuchte mich mit Weiß mit einem Doppelfianchetto und einer Art Robatsch-Angriff (die ersten vier weißen Züge waren 1. g3, 2. Lg2, 3. b3, 4. Lb2 usw.) gegen den jüngeren Kieler Marco Bienert (= Studenten-Alter, DWZ 1639, Elo 1732). Beim Übergang ins Mittelspiel war nach 21...Sb4 ein Bauernverlust aus meiner Sicht nicht zu vermeiden, dafür erhielt ich allerdings ein wenig Figurenaktivität als Gegenwert. Ehe wir aus meiner Sicht ins Turmendspiel mit einem Minusbauern übergingen, bot ich meinem Gegner Remis an, welches er nach kurzer Überlegung annahm. Hätte ich mittels 21. a3 (statt dem Partiezug 21. Sc4) den Springerausfall (und somit den Bauernverlust) nach b4 verhindert, hätte ich mit dem Partieverlauf wohl zufrieden sein können (wenngleich ich keinen großartigen Vorteil herausspielen konnte), aber so bleibt der fade Beigeschmack, mit einem Minusbauern gerade so noch ins Remis entkommen zu sein. Als Favorit hatte ich mir da natürlich mit Weiß etwas mehr ausgerechnet, aber was soll's, das Turnier ist ja noch lang...
In Runde 3 erwartet Simone nun Andre Heinrich (SF Bad Segeberg, DWZ 1662), während ich gegen den Ex-Scharbeutzer Holger Jeschke (jetzt passives Mitglied beim SC Schönberg, ansonsten in NRW spielend, DWZ 1880) anzutreten habe. Jeschke ist bekannt für seine 1. b4-Vorliebe, mal sehen, was dabei dann morgen herauskommt...
Das Wetter und die Stimmungslage sind am Sonntag weiterhin gut, so das wir uns entschlossen haben, den Sonntagnachmittag und -abend schachfrei zu genießen und nicht an der Familenmeisterschaft teilzu-nehmen...
18.04.2011: An diesem Montag stand die erste Doppelrunde der LEM auf dem Programm. Simone spielte mit weißem Doppelfianchetto (Lg2 & Lb2) eine couragierte, gute Partie gegen den Ahrensböker André Heinrich (spielt für die SF Bad Segeberg, DWZ 1662). Lange Zeit sah es sehr gut aus, doch in der Zeitnotphase kippte die Position letztlich zum Gewinn für den favorisierten Segeberger. Schade, denn in dieser Partie hatte Simone sicher ihre Chancen gehabt...
In der 4. Runde (der 2. Runde des heutigen Tages) zunächst ordentlich gegen das Kieler Jugendtalent Levin Salzig (DWZ 1331) aus der Eröffnung, verzettelte sich aber beim Übergang ins Mittelspiel und musste letztlich den Verlust von 2 Bauern hinnehmen. Sie kämpfte sich aber gut zurück, stellte den Gegner auch immer wieder vor neuen Aufgaben und hätte am Ende sogar noch ein Remis oder vielleicht gar einen Gewinn erreichen können. Doch leider spielte sie den entscheidenden Zug einen Zug zu spät und verlor so leider noch nach großem Kampf...!
In Runde 5 geht es nun gegen den Brunsbütteler Michael Tokarski (DWZ 1440), gegen den sie bereits ein Jahr zuvor (auch in Runde 5, bei der LEM in Büsum) eine sehr schöne Schwarzpartie gewinnen konnte...
Mal sehen, ob ihr das morgen mit Schwarz erneut gelingen wird...
Ich selbst versuchte gegen Holger Jeschkes 1. b4 (nach zwei Niederlagen gegen diesen Erstzug, die ich in den 90er Jahren gegen diesen Gegner einstecken musste) den Ball zunächst möglichst flach zu halten. Dies gelang mir mit der Variante 1. b4 d5 2. Lb2 Sf6 3. e3 g6 4. Sf3 Lg7 5. c4 c6 usw. auch ganz gut. Am Ende stand ein wohl leistungsgerechtes Remis nach 22 Zügen, nach denen sich ein Endspiel D+L vs. D+L abzeichnete.
In der 4. Runde wurde mir Stephan Millgramm (DWZ 1727, Elo 1829) zugelost, der mal für Bad Segeberg und mal für Flensburg an den Start geht... Diesmal war letztgenannter Verein, der Flensburger SK sein Anhängsel...
Millgramm ist durchaus als kämpferischer Spieler bekannt und ich konnte einmal beim Kieler Open 2009 nach haarsträubendem Partieverlauf und beidseitig abgelehnten Remisangebot ein Endspiel auf so spektakuläre Art und Weise gewinnen, das ich mein Turm für zwei verbundene, aber weit fortgeschrittene Freibauern opfern konnte, die der Meisterschneider Millgramm nicht mehr aufhalten konnte...!
Wie ich verpasste auch er nach hervorragendem Start (4 aus 6) bei den Kandidaten 2009 in Büsum nur knapp den Aufstieg in die Vormeisterklasse...
Auch diesmal lief es zunächst gut und ich konnte aus weißem Doppelfianchetto (ich nenne das einfach mal Robatsch-Angriff :-) eine aktive Position meines Läuferpaares erarbeiten. Doch irgendwie wollte es nicht zum Remis reichen und mit wohl ausreichendem Gegenspiel bot mir der Flensburger im 23. Zug Remis an, welches ich nach ca. 20 Minuten Überlegung dann annahm.
Somit befinden sich Simone (mit 1 aus 4) und ich (mit 2 aus 4) bisher im (unteren oder mittleren) Mittelfeld...
Hoffen wir mal, das da noch einiges Zählbares hinzukommt...
Das Wetter ist übrigens weiterhin top & morgen wird nach der dienstäglichen Einzelrunde erstmal schön am Langsee gegrillt :-) !!!
Dienstag, 19.04.2011: Wir haben nun das "Bergfest" erreicht: in Runde 5 erzielte Simone mit Schwarz nach 1. d4 d5 2. c4 c6 usw. ein Remis gegen den Brunsbütteler Tokarski (DWZ 1440), während ich mein 5. Remis im 5. Spiel mit Schwarz und der Sizilianisch-Löwenthal-Variante (1.e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 e5 5. Sb3 usw.) gegen Axel Haversick (SC Schönberg, DWZ 1790) sicher einholte.
Danach ging es zum Grillen an den Langsee, wozu unser neuer Vereinskollege Manfred Sümnich vom BMTV samt Familie einlud. Ein netter Nachmittag & Abend, dem nun der schachliche 2. Teil folgen wird, beginnend mit der Doppelrunde am Mittwoch...
Mittwoch, 20.04.2011:
Die i.d.R. richtungsweisende zweite Doppelrunde (Runde 6 & 7) lief aus unserer Sicht äußerst erfreulich:
endlich standen die ersten bücker'schen Siege auf dem Tagesprogramm und am Ende des Tages konnte man wie bei uns mit 3,5 aus 4 kaum erfolgreicher sein, aber der Reihe nach...
Am Mittwochvormittag spielte Simone mit dem Neumünsteraner Matthias Uschner (DWZ 1439) eine ruhige, positionell bestimmte Partie, die wohl auch leistungs- und spielgerecht mit Remis endete.
Ich selbst wollte es endlich wissen und ging die Angelegenheit schon in der Eröffnung schärfer an, doch mein Gegner Jörg Bohner (SC Schleispringer Kappeln, DWZ 1710) erkämpfte sich durchaus Konter- und Gegenangriffchancen. Es entwickelte sich eine sehr spannende Stellung, in der Jörg Bohner letztlich aber falsch abtauschte (statt für sich eine Stellung mit S+L vs. T zu erreichen) und nach ein paar Schachgeboten einsehen musste, das er die Partie dann aufgeben konnte! Es war geschafft, der erste Sieg dieser LEM war für uns vollbracht !!!
In der Nachmittagsrunde erwarteten uns beide ebenfalls interessante Partien: während Simone mit Schwarz das sog. Englund-Gambit (1. d4 e5 2. dxe5 Sc6 3. Sf3 De7) gegen den Husumer Uwe Zingler (DWZ 1352) anwandte und sich nach einer lange geführten Partie letztlich im Doppelturm-Endspiel zu ihren Gunsten (und ihrem ersten Sieg !!!) durchsetzte, hatte ich es in der 7. Runde mit meinem ehemaligen Vereinsmitspieler Helmut Schüler (SV Holstein Quickborn, DWZ 1657) zu tun. Helmut ist bekannt für seine (auch frühen) Remisangebote, aber 7 Stück an der Zahl in einer Partie sind doch des guten zuviel...
Dabei spielt er durchaus interessantes Schach und so entwickelte sich auch zwischen uns (nach unzähligen Remisangeboten, das erste bereits im 3. Zug...) eine spannende Partie, in der Helmut in der Eröffnung ein Damenbauernspiel anwendete und einen Bauern opferte, um mit Tempozügen einen Angriff gegen meine Dame zu inszenieren. Doch dies konnte nicht so umgesetzt werden, wie er sich das wohl vorstellte und so konnte ich nach einer komplizierten Mittelspielstellung mit einem schönen Schlussangriff gegen die mittlerweile indisponierten gegnerischen Figuren und ihren König doch den erhofften zweiten Tagespunkt für mich verbuchen... :-)
Damit sieht es zwischenzeitlich für uns in der Tabelle wieder etwas erfreulicher aus: während sich Simone mit 3 aus 7 nun wieder im Mittelfeld (und nicht mehr im Kampf gegen die rote Laterne!) befindet, habe ich mit nach 7 Runden bereits erzielten 4,5 Punkten schon vorzeitig den Klassenerhalt gesichert (= dafür braucht man mind. 4,5 aus 9...) und kann ggf. (wenn es die Gegner weiter zulassen... :-) ) sogar wieder auf den Aufstieg in die Vormeisterklasse hoffen, den ich ja bereits letztes Jahr (2010 in Büsum) denkbar knapp verpasste...
Nun gut, wir werden sehen, was uns der Endspurt am Gründonnerstag & Karfreitag einbringt...
So, nun der Abschlussbericht:
Während Simone am Gründonnerstag gegen den Husumer Holger Lund (DWZ 1560) mit Weiß immerhin ein umkämpftes Remis erreichen konnte, musste ich mich gegen den ehemaligen Senioren-Vize-Landesmeister Jürgen Kropp (Kieler SG Meerbauer) trotz zweier Mehrqualitäten einem starken Angriff geschlagen bekennen. Damit war nach dem äußerst erfolgreichen Mittwoch das Thema Vormeisteraufstieg nur einen Tag später bereits wieder erledigt für mich. Jetzt ging es nur noch darum, am Karfreitag einen ordentlichen Turnierabschluß herzustellen...
... und das gelang uns beiden !!! Während Simones Gegner Ralf Dambrowski (SC Agon Neumünster, DWZ 1468), den sie bereits 2009 beim Kieler DWZ-Turnier einmal besiegen konnte, eine ruhige und ausgeglichene, vom weißen Raumvorteil geprägte skandinavische Position überriß und in der Folge 2 Bauern verlor und später dann auch die Partie, konnte ich gegen den Büsumer Volker Recklies nach langem interessantem Partieverlauf im Lf4-Damenbauernspiel letztlich etwas glücklich den vollen Punkt mit Schwarz verbuchen. Damit konnten wir beide unsere Schlußrunde gewinnen und letztlich auch mit dem Turnierverlauf insgesamt zufrieden sein...!
Simone erzielte 4,5 aus 9 (50 %) im Hauptturnier, während ich bei den Kandidaten gar bei 5,5 aus 9 landete.
Es ist fast zu schade, das eine schöne Schachwoche, geprägt von herrlichem vorösterlichem Wetter nun ihr Ende findet...
Abschließend nahm ich am Karfreitag noch an der Landesblitz-Einzelmeisterschaft teil und hier konnte ich mich sogar fast für das spielstärkste Finale, das sog. A-Finale qualifizieren. Ich unterlag nach insgesamt 6,5 Punkten aus 9 Runden erst im Stichkampf dem Meisterklassen-Dritten Manfred Homuth (Eckernförder SC).
Im B-Finale konnte ich mich dann mit insgesamt 6,5 aus 17 im unteren Mittelfeld platzieren.
Blitz-Landesmeister wurde der zukünftige Zweitligaspielder Falko Meyer (SK Norderstedt), dem ich in der Vorrunde noch ein Remis abnehmen konnte. Die B-Gruppe wurde vom Schwarzenbeker Heiko Kitschke, das C-Finale vom Schleswiger Andreas Hansen gewonnen.