Hallo liebe Schachfreunde,
diese Rubrik werde ich nutzen, um über Turnierpartien, Turniererlebnisse u.a. zu berichten. Es handelt sich hierbei also nur um eine leicht verzögerte "Live"-Berichterstattung.
Die Reihe wird mit dem Cuxhaven-Open beginnen, an dem ich in der Zeit vom 21.03.-28.03. teilnehmen werde.
Vorbericht 1
Noch sind es knapp 1 1/2 Wochen bis zum Turnierstart, die letzten organisatorischen Vorbereitungen auf das Turnier laufen sicherlich schon.
Auch ich bereite mich gewissenhaft auf das Turnier vor, die Unterkunft ist bereits gewählt und einem Elo- und DWZ-Zugewinn soll nun nichts mehr im Wege stehen. Die Konkurrenz ist allerdings nicht gering, z. Zt. haben sich mit Stand vom 09.03. bisher 40 Spieler angemeldet und ich bin lediglich an Platz 25 der Setzliste geführt. Aus anderen Turnierteilnahmen und Erfahrungen weiß ich aber, das sicherlich auch etwas mehr in Richtung Spitze möglich ist...
Bin schon gespannt, wie es dort anläuft, denn in Cuxhaven-Duhnen spiele ich selbst (trotz über 100 Auswertungen!) erst das erste Mal...
Vorbericht 2
Nur noch wenige Tage bis zu den ersten Zügen, mittlerweile haben sich 47 Teilnehmer angemeldet und ich bin auf der Starterliste auf Rang 29 abgerutscht...
Ich denke, bis zum Turnierstart werden es noch 50 (oder mehr) Teilnehmer...
Turnierfavoriten sind bisher die Herren Schulz & Schulz...
Der eine (Karsten) spielt für Cottbus, der andere (Michael) für Spandau (Berlin).
Auf Rang 3 der Setzliste ist der Cuxhavener Lokalmatador FM Peter Hertel zu finden, der in der niedersächsischen und Bremer Landesliga für den TSV Germania Cadenberge spielt.
Aus Schleswig-Holstein sind neben mir bisher auch Herbert Nachtkamp (vom SK Norderstedt) und Jörn Gronemann (vom TSV Ahrensburg) mit von der Partie...
Mal sehen, wer in den wenigen Tagen bis zum Start noch alles dazu kommt...
Der Turnierstart
Insgesamt sind es nun 49 Teilnehmer geworden.
In der Auftaktrunde am Samstag spielte ich gegen den Marmstorfer Michael Hohlbein, immerhin mit einer Elo über 2100 und einer DWZ Ü 2000 ausgestattet.
Im Damenbauernspiel sah es zunächst nicht schlecht für mich aus, erhielt ich doch das Läuferpaar gegen das Springerpaar. Da ich jedoch einem Springer von Hohlbein nicht einen Vorposten einräumen wollte, wurde der gegen einen Läufer abgetauscht. Dann ergab sich eine interessante Abfolge mit Dame/Läufer gegen Dame/Springer und Bauern auf beiden Flügeln. Im Irrglauben, mein Läufer sei stärker als sein Springer in dem Endspiel, tauschte ich die Damen ab, was mich letztlich auf den Verlustweg brachte...
Am Ende stand ein übermächtiger Springer und aktiver König gegen einen überforderten, schlechten Läufer und passivem König. Da war dann nach insgesamt 66 Zügen nichts mehr zu machen... 0:1
Schalke 04 - Liebe im Revier, Junge dat kann net schöner sein...
Sorry, aber betrachtet man diese Textzeile, so passt der Klub SC HANSA DORTMUND einfach nicht in dieses Weltbild...
Also galt es in Runde 2, gegen die "Lüdenscheiderin" Susanne Meyer (immerhin mit einer Elo von fast 1800 ausgestattet) konzentriert zu Werke zu gehen und den ersten Punkt einzufahren...
In der skandinavischen Verteidigung sah es zunächst aber nicht nach einem vollen Zähler aus und so entwickelte sich ein mühsames Spie, was letztlich im Turmendspiel mit einem Mehrbauern für Schwarz endete. Auch dies erforderte noch große Genauigkeit, bis der Punkt nach insgesamt 65 Zügen mir dann mit Schwarz gutgeschrieben werden konnte...
Das Mittelspiel
Aufgrund einiger Spielerausfälle musste die 3. Runde nochmal neu gelost werden, was dann ergab, das ich gegen den Cottbusser Frank-Ulrich Meyer (Elo 1956, DWZ 1803) mit Weiß anzutreten hatte. Gegen den Brandenburger, der auch schon Spieleinsätze in der Oberliga Ost aufweisen kann, entwickelte sich ein beidseitig von Abwarten geprägtes Eröffnungsspiel, das letztlich nach 24 im Remis endete. Bis dies erreicht war, erforderte mich die sorgsame Partiebehandlung gegen den Cottbusser aber eine ganze Menge geistiger Energie, um nicht doch noch in eine nachteilige Stellung zu gelangen. Als alle Klippen umschifft waren, bot Herr Meyer Remis an, welches ich dann auch sofort annahm.
Falls es nicht noch weitere Spielausfälle gibt und die Auslosung der 4. Runde diesmal sofort stimmig ist, erwartet mich in Runde 4 ein gewisser Herr Gerd Bader mit den weißen Steinen.
Herr Bader hat eine Elo von 2077, eine DWZ von 2003 und hat für die SG Schwäbisch Gmünd auch schon ein paar Einsätze in der Oberliga Württemberg vorzuweisen.
Mal schauen, was da so geht...
PS: Es ist übrigens absolut erwähnenswert, das der Senior Gottfried Schumacher vom Godesberger SK (Elo 2164 und DWZ 2169) sowohl im Seniorenturnier als auch im Open
nach 5 bzw. 3 gespielten Runden die Tabelle anführt. Dem gebührt hier schon einmal eine
besondere Erwähnung. An dieser Stelle einmal ausdrücklich mein Respekt für diese hervorragende (Start-)Leistung!!! Bin ja mal gespannt, wie sich Herr Schumacher in BEIDEN Turnieren weiterhin so zeigt...
Das Bergfest
Trotz idealer Vorbereitung (vielen Dank auch an dieser Stelle an meine Sekundantin Simone!)
und obwohl die erwartete Eröffnungsabfolge genau 9 (!) Züge lang zutraf, unterlag ich dem oberligaerfahrenen Württemberger Gerd Bader nach einem zähen positionellen Spielverlauf nach insgesamt 54 Zügen letztlich im Turmendspiel. Lange schien ich auf Remiskurs zu bleiben, doch die Öffnung des Zentrums hat sich dann letztlich doch zu meinen Ungunsten ausgewirkt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings bereits den Eindruck, positionell schwierig zu stehen und suchte daher chancenreiches Gegenspiel. War wohl leider die falsche Wahl, wenngleich das noch nicht computergeprüft ist...
Nun stehe ich nach der Hälfte des Turniers mit z. Zt. 1,5 aus 4 im zu erwartenden Bereich,
wie es die ELO-/DWZ-Statistik ausdrücken würde. Es ist also weder viel gewonnen noch verloren worden und in der kommenden zweiten Turnierhälfte gilt es, weiterhin für einen guten Turnierausgang zu kämpfen...
Nach der Niederlage in Runde 4 wird es jetzt übrigens keinesfalls leichter, denn mit ebenfalls nur 1,5 aus 4 ausgestattet bekam ich den Brandenburger Senior Ullrich Skorna zugelost, der immerhin eine Elo von 2100 und eine DWZ von 2014 vorzuweisen hat.
Nun gut, Zahlen sind wie Schall und Rauch und betrachten schliesslich eigentlich nur das vergangene Geleistete...
Gegen den ebenfalls oberligaerfahrenen Senior entwickelte sich in Runde 5 ein hoch interessantes Damenbauernspiel, mit Weiß kam ich aus der Eröffnung bereits mit spürbaren Positionsvorteil heraus. Nach 26 Zügen glaubte ich bereits an einen baldigen Partiegewinn, doch Herr Skorna fand noch einen guten Verteidigungszug, den ich einfach übersehen hatte und konnte die Partie so in ein kompliziertes Turm-/Läufer-Endspiel mit mehreren, beidseitigen Bauern lenken... Hier wogte es hin und her, bis wir uns nach insgesamt 48 Zügen auf Remis im Turmendspiel einigten.
Eine hochspannende Partie, die ich vermutlich an anderer Stelle dieser Internetseite noch einmal kommentiert einstellen werde...
Allgemeines und Spezielles zum Turnier
Zunächst einmal ein Wort zu den Spielbedingungen: jeder Spieler bekommt einen Einzeltisch und somit genügend Platz für sich, außerdem gewährt der Spielort einen schönen Blick ins Wattenmeer von Cuxhaven! Das alles ist schon sehr gut, Punkte wie Analysemöglichkeiten (nur im Nebengebäude), ein nur dürftiger Catering-Service (nur eine Person und die auch nur zeitweise vor Ort, wenig Auswahl an Snacks etc.), lassen das Turnier aber trotzdem noch verbesserungsbedürftig erscheinen...
Auch wäre es bei den Startgeldern vielleicht schön gewesen, mit Holzfiguren und -brettern spielen zu können, aber die günstige Klapp-Plastik-Variante inkl. Plastikfiguren tut es natürlich auch...
Was mich als "Schach-Tourist" besonders verwundert ist die geringe Teilnehmeranzahl von Spielern aus der eigenen Region: aus Cuxhaven selbst waren nur 2 Spieler im Open gemeldet, aus Cadenberge (ca. 30 km entfernt) immerhin noch 4 Spieler. Aus dem nicht mal eine Autostunde entfernten Bremerhaven hat sich nur ein Engländer angemeldet.
Auch aus Stade ist nur ein Jugendspieler am Start, aus Bremen fehlen die Teilnehmer gänzlich. Das alles wirkt schon ein wenig verwunderlich...
Zur Tabellensituation nach dem "Bergfest"
Der Turnierfavorit FM Karsten Schulz (aus Cottbus), mit dem ich gestern Abend sogar noch mit meinem Gegner Skorna kurz über unsere Partie fachsimpeln konnte (!), zieht einsam weiter seine Kreise. Gegen den Winsener Bohnstorff kam FM Schulz zwar gut aus der Eröffnung, doch bald verflachte die Partie in remisliche Gewässer. Nach eigenen Angaben des FM war der Sieg am Ende dann doch etwas glücklich...
Egal, was zählt ist halt das Endergebnis und der Cottbusser kann nun auf 5 aus 5 verweisen...
In Runde 6 kommt es nun zur Partie von Schulz (dem Karsten aus Cottbus) und Schulz (dem Verfolger Michael von Zitadelle Spandau). Beide Spieler sind im Elo-/DWZ-Bereich um die 2200-2300 einzuordnen. Mal sehen, ob's eine spannende Partie ergibt...
Michael Schulz mit z. Zt. 4 aus 5 ist schon fast in der Pflicht auf Gewinn zu spielen, sofern er noch einmal in die Vergabe um den 1. Platz eingreifen will. FM Karsten ist in der komfortablen Lage, das er mit Remis die Meute sozusagen (noch) auf Abstand hält...
Herr Schumacher aus Bad Godesberg
Auch der bereits erwähnte Senior Schumacher, der ja in BEIDEN Turnieren mitspielt, hält sich recht wacker, wenn er auch in beiden Turnieren die Turnierspitze zur Zeit an andere Spieler abgeben musste... Trotzdem hält er sich noch im Spitzenfeld beider Veranstatlungen auf und man wird sehen, was am Ende für ihn dabei heraus kommt...
Respekt verdient diese sehr gute Leistung alle mal!!!
Der Schlußspurt ab Runde 6
In Runde 6 erwartet mich nun der Braunschweiger Axel Schmidt mit den weißen Steinen
(Elo 1780, DWZ 1694). Bisher hat dieser Spieler 2 aus 2 mit Weiß und 0 aus 3 mit Schwarz geholt. Auch wenn ich in diese Partie kämpferisch gehen und keine Eintracht zeigen werde, so ist bei unserer Farbverteilung doch etwas Obacht und Vorsicht für mich geboten, wenn gleich der Gegner schon eine kleine Hausnummer als die beiden zuvor zugelosten Spielpartner darstellt...
und so ging's weiter...
Wie ich schon zuvor vermutet bzw. befürchtet hatte, stand mir mit den schwarzen Steinen keine leichte Aufgabe gegen Axel Schmidt vom SK Braunschweig-Gliesmarode bevor... Er eröffnete mit 1. c4 und nach 1...c6 fanden wir den Übergang in die slawische Abtausch-Variante des Damengambits, da weiter 2. Sc3 d5 3. cxd5 cxd5 4. d4 folgte...
Anschliessend entwickelte sich eine interessante Eröffnungs-behandlung, in der ich aber einer objektiv angebrachten Zugwiederholung auswich, um nicht frühzeitig die Partie durch Remis zu beenden. Letztlich verstand es mein Gegner aber auch weiterhin, einen gewissen positionellen Druck aufrechtzuerhalten, so das ich folglich sehr sorgsam fortsetzen musste. Nach 21 Zügen war der Spuk dann zu Ende und wir einigten uns dann doch friedlich mit einer Remisvereinbarung. Damit konnte ich immerhin Schmidt's kleine Weißserie stoppen, der zuvor mit Weiß im Cuxhaven-Open aus 2 Partien 100 % holte.
Dies bedeutet für mich nach 6 Runden nun erkämpfte 2,5 Punkte.
Der SK Cuxhaven und seine Teilnehmer
Im Open spielen lediglich 2 Cuxhavener Spieler mit, der eine ist FM Peter Hertel (der aber für Landesligist TSV Germania Cadenberge startet und nach Runde 6 mit vielen anderen Spielern den 2. Tabellenplatz teilt...) sowie Christof Lorenz vom SK Cuxhaven (mit einer DWZ von 1402, ohne Elozahl).
Diesen Herrn Lorenz bekam ich nun für die 7. (und vorletzte) Runde des Opens zugelost, sollte eigentlich eine machbare Aufgabe werden, aber auch er hat sich bereits (wie ich auch) 2,5 Punkte erkämpft. Mal sehen was da auf mich zu kommen wird...
Im Senioren-Turnier ist mit Arno Habermann ein weiterer Spieler des SK Cuxhaven am Start, der dort kurz vor dem Turniersieg steht (!).
Er führt vor der letzten Runde das Feld mit 6,5 Punkten und einem halben Zähler Vorsprung an und kann im direkten Duell mit Hans Rürup (6 Punkte) aus NRW den Titelgewinn klar machen.
Überhaupt können nur noch diese beiden Spieler Turniersieger werden, da sie mit 6,5 bzw. 6 Punkten gegeneinander spielen, das Feld anführen und ihnen nur noch eine Meute von 8 Spielern mit jeweils 5,5 Punkten (darunter auch Herr Schumacher aus Bad Godesberg, von dem ja schon ausführlich berichtet wurde) auf den Fersen ist.
Das beachtliche an dieser Situation im Senioren-Turnier ist, das beide Spieler, die noch Chancen auf den Titelgewinn haben, nicht unter den spielstärksten 10 (laut Elo und DWZ) der Setzliste zu finden sind!!! Herr Rürup rangiert auf Nr. 12, Lokalmatador Habermann sogar nur auf dem 14. Rang.
Beiden "Außenseitern" ist dieser Turniererfolg daher natürlich von ganzem Herzen zu gönnen!!!
Ich werde abschließend natürlich auch kurz erwähnen, wer sich durchsetzen konnte.
Der Schlußspurt
In der vorletzten Runde hatte ich mit Schwarz gegen den Cuxhavener Christof Lorenz (DWZ 1402, keine Elo) anzutreten und es entwickelte sich aus der skandinavischen Verteidigung heraus eine zähe Positionspartie, in der sich vieles um die schwachen Felder d3 und d4 im weißen Lager drehte... Erst spät gelang es mir, im Endspiel Turm + guter Springer gegen Turm + schlechten Läufer einen gewinnbringenden Vorteil in den vollen Punkt umzuwandeln. Nach 66 Zügen gab mein Gegner die Partie auf, die in dieser Runde die vorletzte Partie war, die beendet wurde!
Damit konnte ich mich mit 3,5 aus 7 wieder auf 50 % hieven und hoffte zumindest, diese Quote auch in der Abschlussrunde erhalten zu können, was dann durch ein Kurzremis mit Weiß gegen den Essener Jochen Bruckmann (DWZ 1760, Elo 2073) mit der Colle-Eröffnung auch gelang.
So erreichte ich mit 4 aus 8 am Ende den 28. Rang unter fast 50 TN und war vor allem mit den gezeigten Partien nicht unzufrieden. Meine DWZ-Veränderung dürfte unwesentlich sein, aber der Elo-Schnitt meiner Gegner war so gut (ca. 1985), das ich wohl ca. 20 Elo-Pünktchen dazu gewinnen werde...
Den erhofften Ratingpreis für Spieler bis DWZ 1800 konnte ich indessen leider nicht erspielen, dieser ging an den Cadenberger Axel Buck, der es im Turnier auf beachtliche 5 Punkte aus 8 Partien (ohne Niederlage!) brachte.
Da dies bereits vor Ablauf der letzten Runde ersichtlich war, war es dann auch kein Problem für mich, abschliessend ein Kurzremis einzuschieben.
Turniersieger wurde übrigens der Cottbusser FM Karsten Schulz, der nach einem hervorragenden Start (mit 5 aus 5!) das Turnier mit drei Kurzremise gegen die Konkurrenz austrudeln ließ. Am Ende reichten dann 6,5 aus 8 für den 1. Platz. Platz 2 ging an den anderen Schulz (den Michael), der für Berlin-Spandau spielt. Er erzielte in der Endwertung immerhin 6 Punkte.
Auf den Plätzen 3-6 folgen mit Senior Schumacher, FM Hertel, S. Meyer und Cuno gleich 4 Spieler mit 5,5 Punkten aus 8 Partien. Sie alle durften sich auch über ein kleines Preisgeld freuen.
Das Seniorenturnier wurde übrigens tatsächlich von dem Cuxhavener Lokalmatadoren Arno Habermann gewonnen, der es auf stattliche 7,5 Punkte aus 9 Partien brachte.
So, das war's also über/aus Cuxhaven.